Montag, 21. November 2011

Gemeinsam waschen

...manches lässt sich einfach nicht mehr in Ordnung bringen, nicht mit Waschen, nicht mit Spülen, nicht mit Kernseife oder Bleichen. 

Da hatte es das Waschweib vielleicht eilig gehabt, war emsig, vielleicht auch unaufmerksam und schwupps ist in die hellen Wäsche eine rote oder blaue Socke geraten und zum Schluss ist die ganze Wäsche verfärbt. Oder die Flecken gehen nicht mehr raus, hinterlassen Spuren, die mich noch lange erinnern: da hast du so was von nicht aufgepasst.

Im Umgang mit Menschen ergeht es einer manches Mal genauso. Wenn wir nicht aufpassen oder uns zu schnell auf Gespräche oder Verhandlungen einlassen, können wir auch ab und zu eine böse Überraschung erleben. Dann kommt plötzlich eins zum anderen, der Kessel schäumt, die Waschweiber sprechen über Temperatur, Wasserhärte, Schleuderzahlen und manch eine redet sich um Kopf und Kragen - ja und dann ist das Kind in den Brunnen gefallen oder die Wäsche verfärbt.

Dabei weiß ich doch sonst eigentlich genau, was ich tue. Ich sortiere meine Wäsche sorgfältig, wasche nicht einfach drauf los, denn ich mag meine Sachen und beherzige, dass heutzutage die Wäsche nicht wie zu Omas Zeiten durchgerubbelt, sondern gepflegt wird

Erklärungen oder ein sich Rechtfertigen machen jedenfalls eine Sache höchst selten besser. Je mehr das Waschweib in Versuchung gerät ihren Standpunkt und ihre Meinung, noch mal und noch mal, zu erklären, je eifriger sie weitere Metaphern heranzieht, um endlich verstanden zu werden, desto mehr kann ihrer Aufmerksamkeit entgehen, dass die Gesprächspartnerinnen an einem Verständnis gar nicht interessiert sind. Und plötzlich stehst du da, bekommst nasse Lappen um die Ohren und, wie oben gesagt, die ganze Wäsche ist verfärbt.

Aber vielleicht ist diese Wäschemetapher auch ungeeignet, einen solchen Alltagskonflikt zu beschreiben. Ich hätte einfach, als ich gesehen habe, dass andere mit dunklen Socken hantieren, den Waschsalon verlassen und in meinen guten alten Waschkeller gehen sollen...

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Mittwoch, 13. Juli 2011

Das Rapunzelkomplott

... in dem Zeit - Artikel  "Der Rapunzelkomplex" geht es wieder einmal um Mütter und Töchter, Altfeminismus und "richtige" Emanzipation, nämlich der Emanzipation von der Mutter! Ich habe dazu einen Kommentar geschrieben, den ich hier auch beim Waschweib veröffentliche.



Rapunzelkomplott

Die junge Frau wird durch die alte Frau am wahren Leben gehindert!
- Das ist also die Aussage dieses neuen Rapunzelfilmes. Warum wundert es mich nicht, dass diese Devise durch einen Disneyfilm transportiert wird. Das Klischee hatten wir doch schon bei Dornröschen und der bösen Malefiz und bei den anderen neckischen Zeichentricksereien.
Denn statt Frauenbilder und Frauenbindungen endlich aus den konditionierten, tendenziösen Traditionen zu lösen, versteigen sich die Macher dieses Filmes von dem märchenüblichen Hexen- oder Böse-Fee-Bild schlicht zur gemeinen Mutter einer jungen Frau. Es geht um eine „destruktive Mutter-Tochter-Beziehung“, also angeblicher Alltag pur. Die Mutter als Feindbild, als Antagonistin, das ist neu im Rapunzelturm. Aber nicht neu in der Literatur und der öffentlicher Meinung. Im Original(märchen) allerdings wird Rapunzel durch den eigenen Vater einer "bösen" Zauberin überantwortet.
Ich bin nur verblüfft, dass immer noch sofort alle bereit sind, der Idee zu huldigen, die älter werdende Frau und Mutter, neidisch und machtgierig, gönnt der eigenen Tochter nicht die Entfaltung und Entdeckung des realen (männlich geprägten) Lebens und zwingt sie in eine „unterwürfige Tochterrolle“. Ich frage mich wer hier die „ideologischen Scheuklappen“ trägt vor denen Frau Weidenfeld warnt.
Ich finde es nahezu lächerlich, einer Frau Schwarzer die Macht zuschreiben zu wollen, unsere Töchter und Enkeltöchter an der Erfahrung mit der patriarchalen Komplexität hindern zu können. Spätestens seit ihrer Schulzeit steckt doch jede Frau mitten drin. Ich kann es jeder Mutter nachfühlen, welche gern die Tochter vor so manchen Auswüchsen der „Komplexität der Wirklichkeit“ bewahren möchte.

Sonntag, 10. April 2011

Nachlese

...ein paar Gedanken nach dem Ansehen der Sendung bei Arte: Traurig nach der Geburt
von Stephanie Ursula Gogolin, Lüneburg 15.01.2011

(leider habe ich den Film im Netz nicht wiedergefunden, nur den Artikel!)


Überleben allein ist mir zu wenig

Allein schon der Titel der Sendung "Traurig nach der Geburt" geht völlig an dem wirklichen Problem, der dramatischen Isolation von Müttern, vorbei. Das Fehlen jeder wirklichen Unterstützung vor und nach der Geburt, ist in den Fallbeispielen aus Frankreich und Deutschland nicht nur peinlich dargestellt worden, sondern der Beitrag besaß auch im Unterton so eine Art völlig naiven Unrechtsbewusstseins. Das wahrhaft Traurige daran jedoch war, die Akzeptanz dieser absurden Verhältnisse durch die jungen Mütter selbst.

Eigentlich müssen wir bloß den, manchmal nur latent gespürten Mangel benennen und uns das Fehlen, der wesentlichen, aber nicht vorhandenen Komponente ins Bewusstsein rufen, das Nicht-Dasein der Mütter und Großmütter, sowie die in unserer Gesellschaft generell nicht existierende Bereitschaft, das neue Leben in Empfang zu nehmen.

Ein Mangel bedeutet immer, die Nicht-Erfüllung eines Bedürfnisses, welches in diesem Fall unabdingbar zur Grundausstattung unseres Lebens gehört. Das Symptom der Abwesenheit von selbstverständlicher, grundsätzlicher Geborgenheit durch die kollektive Präsenz der Mütter in unserem patri - zivilisierten Leben, fühlt sich für mich, wie ein Gelände in einem gut geführten Tierpark an, es besteht eine relative Freiheit, doch irgendwann stoßen wir an die Gitterstäbe.

Was also ist, wenn wir den Mangel als solches gar nicht mehr wirklich empfinden? Wenn wir nur die Auswirkungen sehen und uns oft nicht erklären können, wo all das her kommt? Alle männlich / patriarchalen Erklärungen von Sokrates bis Freud oder aus religiösen Ideologien haben an dem patriarchösen Desaster nichts geändert, weil Männer nun mal (den Frauen und sich selbst) nicht wirklich das Leben erklären können.

Der grundsätzliche Mangel an Geborgenheit ist in unserer Wahrnehmung nur noch als eine Art Echo aus vergangenen Tagen vernehmbar. Und das ist hier keine Verklärung der (guten) alten Ur-Zeit, sondern der Hinweis darauf, dass, wenn wir nicht bestimmte Gefühlslagen und entsprechenden Handlungsdrang als Mensch einst erlebt und abgespeichert hätten, wüssten wir auch heute nicht um das Vorhandensein von Glück, Geborgenheit und innerer sowie äußerer Freiheit. Mit anderen Worten hätte der Mensch sich nicht bestimmte Gefühlslagen erarbeitet, existierten diese in unserem Dasein auch nicht. Aber vielleicht wären wir dann eben keine Menschen sondern so was wie Ameisen.

Es ist, wie die Berechnung eines existenten Planeten im Sonnensystem, der nicht sichtbar ist. Auf Grund seiner physikalischen Auswirkungen auf seine Umgebung wird klar, da muss etwas sein und Astrophysiker nehmen in so einem Fall ihre Beobachtungen ernst. Wir sollten es auch tun und uns selbst und unsere Beobachtungen und Erkenntnisse ernst nehmen.

Es gibt da nämlich dieses grundsätzliche menschliche Bedürfnis nach eben dieser, menschlichen und mütterlichen Nähe und Geborgenheit als einen Dauerzustand. Das wissen auch eigentlich alle und doch wird in unserer Kultur, dieses essentielle Bedürfnis geleugnet, unterdrückt, verlagert, in virtuelle und abstrakte Sphären verschoben, eventuell auf Sparflamme vorsichtig warmgehalten.

Die, so oft krankmachende, Einsamkeit der Mütter, das Abgetrenntsein von den Quellen der weiblich / mütterlichen Energie ist symptomatisch für unsere gesamte Gesellschaft.

Solidarität unter Frauen ist ein großer Schritt zur Änderung, die Hinwendung zu der verschütteten mütterlichen Ordnung fast schon ein ehrgeiziges Projekt. Aber was wirklich ständig in aller Deutlichkeit immer wieder hervor gehoben werden sollte, ist die konkrete Möglichkeit Töchter, Mütter, Großmütter prinzipiell im ursächlichen Zusammenhang zu denken und zu behandeln.

Es geht um das Erfassen und Umsetzen des Gedanken, dass Frauen (immer) in ihrer (blutsverwandten) Verbindlichkeit und Verantwortung gedacht werden müssen – jede Frau ist eine Tochter und sie hat eine Mutter und Großmutter und vielleicht sogar selbst eine Tochter. Das ist eine biologische Tatsache und die Voraussetzung des Menschseins. Jede ist selbst die gerade agierende Tochter in einer langen Reihe von Ahninnen... und nicht irgendeine, allein existierende, unverbindlich lebende Frau im patriarchösen Dilemma.

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Sonntag, 3. April 2011

Umleitung

Die Zauberworte von März und April finden sich auf KurzundProsa


Sonntag, 27. Februar 2011

Statt eines Kommentars

...ich habe keine Langeweile, das kenne ich gar nicht...“, wie oft schon habe ich das selbst gesagt. 
 
Besonders Frauen scheinen stolz darauf zu sein, keine Langeweile zu kennen, immer zu tun und damit eine Existenzberechtigung in unserer Welt zu haben. Wenn ich sichtbar fleißig oder sonst wie tätig bin, werde ich weder gefragt: „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“, noch für Arbeiten heran gezogen, die ich nicht machen will. So wie in der Kindheit.

Da haben wir nämlich gelernt, dass Langeweile höchst verwerflich ist. Dass wir einfach keine Lange Weile zu haben haben. Einfach nur rumsitzen, nichts zu tun, vor uns hinträumen, war den Erwachsen aber so was von suspekt. Schließlich wurde ihnen diese Art der ineffektiven Tagesgestaltung auch schon ausgetrieben. Deshalb sind wir heute stolz darauf, dass uns nie langweilig ist. Es ist ein Zug unserer Zeit, selbige immer auszufüllen, mit irgend etwas beschäftigt zu sein. Sich regen bringt Segen! Solcher Art Sprüche haben schon unsere Vormütter auf Trab gehalten und die stets nimmermüden Hände finden dann auch auf so manchem Grabstein ihre Erwähnung.

Dabei gibt es eigentlich überhaupt kein wirkliches Nichtstun! Unser Körper, einschließlich des ständig betriebsamen Gehirns, „arbeitet“ immer und wenn nicht, dann sind wir tot.

Allerdings kann eventuell ein Tag kommen, an dem irgendein Fiasko unseren hochtourigen Alltag ausbremst und wir vielleicht nicht mal mehr Stricknadeln halten oder den Text auf dem Bildschirm lesen können. Die junge Alte wird dann vielleicht durch eine Krankheit oder sonst wie vom Schicksal zu einer partiellen Untätigkeit verdonnert. Oder die bisher zu Versorgenden sind plötzlich, warum auch immer, nicht mehr vorhanden. Keine tagefüllenden Aufgaben mehr zu haben, dafür ist nicht jede dankbar, besonders nicht, wenn damit der unerwünschte Gedanke einhergeht, ...ich werde nicht mehr gebraucht! Nicht gebraucht werden ist für manche gleichbedeutend mit „... da könnte ich auch tot sein!“ oder einfach nur: „Wie soll ich ab jetzt den Tag bloß rumbringen?“ 
 
Vom Innehalten bis zur Langen Weile ist es allerdings noch ein gutes Stück, denn um Langeweile auch spüren zu können, muss auch alles andere bereits erledigt sein oder andere haben sich der Erledigung dessen, was uns sonst in Atem hielt, angenommen. Plötzlich ist da eine leere, überflüssige, flüssige Zeit und wir müssen mitunter tief graben, um unser Potential zu aktivieren, dass die Weile, die Lange zur angenehmen Lebenszeit macht. Ohne, dass wir gleich wieder das Verlangen spüren, diese kostbare Zeitdehnung mit hohlem Tand und Tun zu zu kleistern.

Seit ich in meinem Leben wieder gelegentlich Langeweile oder müßigen Müßiggang habe, kann ich in Ruhe Gedanken zu Ende denken, in Erinnerungen kramen, manches erst jetzt verstehen, was mir dereinst undurchsichtig erschien. Ich genieße das öde Tropfen der Minuten im großen Stundenglas des Tages und stelle mir vor, es gäbe gar kein Tempo auf der Welt. 

Dann lobe ich mir die Lange Weile und wünsche, sie möge ewig dauern...



Mittwoch, 23. Februar 2011

Das Treffen


Viele von ihnen saßen erschöpft auf ihren Stühlen, manche sahen sogar ein wenig herunter gekommen aus und andere wiederum zufrieden oder feist und wohlgenährt. Eine stattlich Menge hatte sich um die schlicht gedeckte Tafel versammelt. Scheinbar mehr noch als im Vorjahr.

Gibt es heute wieder nur Buchstabensuppe, mäkelte ein besonders dünnes, nichtssagendes Wort.

Was hättest du denn gern? Silbenhackbraten?“, schmetterte die Köchin der Suppe, das Alphabet, die Nörglerin ab. Neben ihr saß, fett und aufgebläht, die Liebe und rülpste: „Ich kann gar nichts mehr zu mir nehmen, überall, wo ich vorbeikomme, werde ich vollgestopft, das meiste davon ist unbekömmlich...!“, und sie bekam einen Schluckauf.

Wehr dich doch!“, meinte die Emanzipation etwas schnippisch, „Ich werde ja kaum noch gebucht!“ Sie hatte ihren bekannt forschen Ton am Leib, aber seit sie nicht mehr in aller Munde war, klang sie manchmal etwas biestig. 
 
Dann sei doch froh, dass du deine Ruhe hast! Ich erlebe zur Zeit eine derart unerfreuliche Beliebtheit, dass ich manchmal nicht weiß, wo mir die Köpfe stehen.“ Klagte das sonst so ausgeglichene Matriarchat. „Alle zerren an mir herum, sprechen mir die Existenz ab oder erwarten von mir, dass ich die Zukunft rette. Als ob es da was zu retten gäbe, schließlich gibt es eine Zukunft auch ohne Worte. Nicht wahr!“

Aber Hallo, Baby! Das ist so gewiss, wie es eine Vergangenheit gibt.“ Die Zukunft blickte herausfordernd in die Runde. Gerade wollten sich schon die Epoche und die Zeit in den ewigen Auslegungsstreit mischen, als das Licht gedämpft wurde und ihnen aus dem rosigen Dämmern die Sanftheit zuflüsterte: „Seid bitte nicht so negativ, wir möchten beginnen!“ 

Und es wurde still. Die Magie umschritt, Hand in Hand mit dem Ritual, feierlich die riesige runde Tafel und es legte sich wohltuende Ruhe über die aufgebrachten Gemüter und die Bedrückten schöpften neue Hoffnung. Die Feierlichkeit und die Gelassenheit nickten anerkennend. Dann erhob sich die Effizienz, ein sehr imposantes Wort, das sich zur Zeit großer Beliebtheit erfreut und setzte zu ihrer Eröffnungsrede an: „ ...ich bitte um eure Aufmerksamkeit! Wir wollen doch endlich zur Sache kommen!“ Dabei nickte sie schelmisch zur Sache und der Aufmerksamkeit hinüber. 

Meine lieben anwesenden Worte! Die Struktur und die Effektivität haben das diesjährige Programm, das neben euren Schüsseln liegt, besonders sorgfältig ausgearbeitet und wir sind ihnen dafür überaus dankbar. Auch sie hatten es in letzter Zeit nicht leicht und kommen so oft zum Einsatz, dass sie oft nicht wissen, wie sie heißen. Entschuldigung, kleiner Scherz.“

Nach dem verhaltenen Lachen setzte die Effizienz ihre Rede feierlich fort: „Jedenfalls freue ich mich sehr, dass auch heute wieder, an unserem 193792. Kongress unseres Vereins WORTE DER FRAUEN, wieder die zahlreiche und wie ich feststellen musste, wachsende Beteiligung zeigt, dass unser Anliegen ernster denn je genommen wird.
Den Hauptvortrag unseres Treffens hat heute unser allseits geschätztes Paradigma übernommen. Neben ihr, ihr Redepartner, der Wechsel. Seit neustem treten die beiden, wie wir wissen, vermehrt in Gemeinschaft auf. Wir sind gespannt, was sie uns zu sagen haben.“

Die redegewandte Effizienz machte eine kleine Pause und nippte effektvoll an ihrem Glas Gänsewein. 
 
Wie ich sehe, können wir auch in unserer Runde einige Neuzugänge begrüßen. Sie werden sich später noch selbst vorstellen.
Das Patriarchat und die Revolution, die einen Gastvortrag halten wollten, lassen sich für heute entschuldigen. Sie sind derzeit im Definitionsausschuss ihres Vereins MASKULINE WORTWAHL zu sehr beschäftigt. Doch bevor sich die liebe Ungeduld wieder zu Zwischenrufen hinreißen lässt, sage ich erst einmal Guten Appetit! Die Suppe ist heute besonders köstlich und reichhaltig und nach dem Essen beginnen wir mit den Vorträgen und Gesprächsrunden. Den Abschluss bildet dann wieder, wie in jedem Jahr, das Rufen und das Künden. Ausgeführt in beliebter Weise von der Weisheit, dem Hellsehen und dem Geheimnis. Ich wünsche allen einen sagenhaften Tag mit nachhaltigen Erkenntnissen. Erheben wir das Glas auf die WORTE DER FRAUEN und unsere weitere intensive Zusammenarbeit. Zum Wohl!“

Habt ihr schon angefangen?“ Im Eingangsbereich stand ein blasser kaum wahrnehmbarer Schatten. Alle anwesenden Worte blickten angestrengt in die Richtung aus der das dünne Stimmchen kam und viele fragten erstaunt: „Bist du es, …?“


Sonntag, 20. Februar 2011

Kalenderblatt im Februar



... manche haben mit ihren Äußerungen über Strukturveränderungen und Paradigmenwechsel die Wirkung einer Abrissbirne! Das finden nicht alle lustig, besonders dann nicht, wenn die baufälligen Gebäude von ihnen noch bewohnt werden...



Freitag, 11. Februar 2011

Brief


Liebe Frauen,

es ist recht verbreitet, Partnerschaftlichkeit zwischen Mann und Frau als zukunftsweisend zu loben und immer öfter höre ich die Meinung, wenn Mann und Frau eines Tages partnerschaftlich mit einander umgehen, könnte das den Paradigmenwechsel herbeiführen und uns sogar in eine matriviviale Zukunft führen.

Frau setzt auf Männereinsicht, -vernunft und -handeln und darauf, dass Frauen, den ihnen zustehenden Anteil an der Welt endlich einfordern und auch erhalten. 
Und da sind sie wieder: unsere drei Probleme!
  • Einsicht in die Notwendigkeit, auch Frauen ihre innere und äußere Freiheit zuzugestehen.
  • Vernunft walten zu lassen, also gesunden Menschenverstand zur Anwendung zu bringen, wenn es um die Existenzberechtigung der lebenden Menschen geht.
  • Handeln als lebenserhaltendes Ausdrucksmittel im Kreislauf des (An)Nehmen und Gebens.

Partnerschaft ist ein gut etablierter, patriarchaler Begriff

An dem Begriff der Partnerschaft stört mich, dass er eigentlich ein so durch und durch patriarchales Ding ist. Ich kann ja grundsätzlich den Sinn hinter dem Bestreben, das Wort Ehe oder Beziehung durch den Begriff der Partnerschaft zu ersetzten, verstehen. Partnerschaft hört sich solide an, verbreitet so eine Aura von gleichberechtigtem Miteinander.

Aber von der eigentlichen Bedeutung her, hat Part(ner) nichts mit Gleichberechtigung oder -behandlung zu tun, sondern bezeichnet erst einmal nur eine Teilhabe an derselben Sache. Ein Part ist auch eine Rolle oder ein Gesangsstück für einen Künstler. Es ist eine Beteiligung an einem größeren Ganzen. Menschen kommen per Bereitschaftserklärung zusammen, um sich an einem gemeinsamen Projekt oder Geschäft oder einer Beziehung zu beteiligen. Um Partner in einer gemeinsamen Angelegenheit zu sein, muss vorab geklärt werden, wie die Unternehmung konkret aussehen soll.

In einem gewöhnlichen Geschäft bedeutet das, dass es aktive oder auch stille Teilhaber gibt. Die Grundlage in einer wirtschaftlichen Partnerschaft ist das Geld, die Einlage in das Unternehmen. Oder auch die Produktionsmittel oder die eigene Arbeitskraft, die in Geldwert umgerechnet wird.

Aber nicht jeder, der in einem Unternehmen arbeitet, ist ein Partner. Der Begriff des Partnersein betrifft nur die Verantwortungsträger, also die Inhaber oder Bestimmer. Die Beteiligung oder das Mitmachendürfen (der Lohn- bzw. Mitarbeiter) kann auch jederzeit (abrupt) enden. Das Unternehmen ist an einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg geknüpft, weniger an die Zufriedenheit und das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter. Das Ziel der Unternehmung ist Gewinn für die Eigentümer. Profit als eine Machtgrundlage.

Das Unternehmen der menschlich persönlichen „Partnerschaft“ (die heutige Bezeichnung für Zweier - Lebensgemeinschaften aller Art) soll jedoch anders geartet sein. Da geht es vor allem um den Wohlfühlfaktor (die gegenseitige Liebe) und weniger um den geldwerten Erfolg. Zumindest im momentan vorherrschenden Anspruch. Die (Paar)Beziehung als gemeinsames Unternehmen ist also so etwas wie ein ganz neues Geschäftsmodell und die Geschäftseinlage ist auch nicht Geld (höchstens unterschwellig), sondern Liebe, sowie gegenseitiges Vertrauen, bedingungsloses Zueinanderstehen und nicht zuletzt ein komplizierter Treueanspruch.

Zwei Menschen, die auf Grund der vorherrschenden gesellschaftlichen Spielregeln als allein* gelten, schließen sich zu einer Partnerschaft zusammen. Moment, jetzt habe ich ja noch vergessen zu erwähnen, dass es sich dabei vorzugsweise um Vertreter der beiden verschiedenen Geschlechter handelt. Ich vernachlässige mal die anderen Spielarten der Zuneigung und richte mein Augenmerk auf Mann und Frau. Denn sie sind die VertreterInnen, welche in Zukunft die Partnerschaftlichkeit in die Welt tragen sollen - Halbe halbe! Die Hälfte der Verantwortung, die Hälfte der Arbeit, die Hälfte des Gewinns, die Hälfte des Glücks. Spätestens jetzt müsste uns auffallen, dass das irgendwie nicht wirklich hinhaut, weder in der Gegenwart, noch für die Zukunft.

* ohne einen anderen, in irgendeiner Form Anspruch erhebenden, Angehörigen und auch unabhängig von anderen Sippen/Familienmitgliedern

In einer Lebensgemeinschaft gibt es keine tariflich vereinbarten Arbeits- und Pausenzeiten, keine Stechuhr, keine Gehaltsabrechnung. Nur am liebsten Liebe bis ans Ende aller Tage, denn versteckt in jedem Liebesgeschichtenanfang ist immer noch das alte Ehecredo „...bis dass der Tod uns scheidet!“ enthalten. Da will man sich auf ewig lieben, treu sein und gemeinsam alt werden, halt das ganze Programm der modernen Romantik. Je partnerschaftlicher es in einer solchen Verbindung zugeht, desto größer sind die Chancen, dass dieses Konstrukt ein Leben lang hält, so heißt es im Allgemeinen.

Aber „partnerschaftlich“ bedeutet, im Sinne der Sache, nicht zwangsläufig im Sinne der/s Anderen handeln.Partnerschaftliches Agieren ist vielleicht ein gutes wirtschaftliches Konzept, aber meiner Meinung nach nicht wirklich lebenstauglich im Sinne von fürsorglichem, empathischem, beständigem, verlässlichem und konsensbereitem Handeln. Das wird um so deutlicher, wenn sich diese private Co KG um mehrere kleine Personen erweitert.

Vom Begriff her bedeutete „partnerschaftlich“ im ökonomischen und vor allem im gesellschaftlichen Sinn, nämlich nicht unbedingt einem Partner mit Nachsicht und mit Wohlwollen und Liebe zugetan zu sein. In der Wirtschaft wird mit harten Bandagen gekämpft, selbst wenn man an der gleichen Sache beteiligt ist. In der Anwendung ist: einen „Partner“ haben, so eine typische doppelbödige, patriarchöse Idee.

Partnerschaftlich“ auf das Miteinander der Geschlechter anzuwenden ist relativ neu.

Einen Partner haben, gehört inzwischen irgendwie zum Mannsein dazu. Das kennen wir aus diversen Heldenideologien und es wird an uns durch tausende Geschichten, in Büchern, Filmen und Serien herangetragen. Die Idee gipfelt darin, mit einem Partner mehr Zeit, als mit der eigenen Familie zu verbringen oder im Zivilisationsdschungel mit ihm durch dick und dünn gehen und für ihn sogar das eigene Leben zu riskieren. Aber als ein Partner wird manchmal auch ein Gegenspieler oder Kombattant bezeichnet, also der Feind. Der „Partner“ im Videospiel zum Beispiel, darf nach Herzenslust niedergemetzelt werden.

Alles sehr untaugliche Vorstellungen, um auf eine alltagsbeständige Beziehung mit Frau und Kind übertragen zu werden, finde ich. Das Kumpelgetue, das sich auf die maskuline Art bezieht mit Nichtkonkurrenten umzugehen, ist für mich eine eher gruselige Vorstellung im Zusammenhang mit dem Tagesgeschäft einer persönlichen, kinderbezogenen und häuslichen Lebensgemeinschaft. Die Partnerin eines Mannes zu werden, bedeutet, sich auf die bereits etablierte, männliche Verständnisebene zu begeben.

Ich habe in einer Ehe gelebt (die auch da schon wahlweise als Beziehung oder Partnerschaft bezeichnet wurde), als Partnerin im oben erwähnten Sinn, habe ich mich nicht gefühlt. Da ich anfangs noch als klassische Ehefrau agierte, die das persönliche Wohl ihres Gatten (ausschließlich) im Sinn hatte, änderte sich mit der Geburt der ersten Tochter die Aktionsbühne. Stand ich zuvor unter dem Eindruck, ich erfülle (spiele) meinen Part, fing jetzt mein eigentliches Leben an. Mutter sein, mit seinem gesamten Verantwortungsspektrum, ist so eine ganz andere Dimension als Partnerin. Ich fühlte, anfangs nur diffus, das war nicht mehr meine Aufgabe, wenn ich meinen Kindern gerecht werden wollte. Von Seiten meines Mannes und Vater der Kinder stellte sich zwar zum Teil so nach und nach im Tagesgeschäft auch diese urbrüderliche Unterstützung ein, die eine Ahnung von sippenhaftem Lebens aufkommen ließ, aber das allgemeine, männliche Rollenklischee stand ihm jedoch ständig im Wege.

Den Mann als Liebespartner, als Vater der Kinder, als besten Freund, auch als Haustyrann zu sehen, ist akzeptabel, ihn jedoch unter dem Aspekt der Brüderlichkeit wahrzunehmen, ist verpönt. Dabei ist doch der lebendige, geschwisterliche Zusammenhalt die Erstform des sozialen Zusammenlebens.

Partnerschaftliche Erwartungen (ohne Liebesgefühle), an einen Vertreter des anderen Geschlechtes, laufen meiner Erfahrung nach in der momentanen gesellschaftlichen Art des Umgangs der Geschlechter immer noch ins Leere. Genau genommen ist es, bei der immer noch gut konstituierten Frauenverachtung allerorten, fast nicht vorstellbar, jemals eine prinzipielle gegenseitige, menschliche Achtung und den dazu gehörigen, lebendigen Gemeinsamkeitssinn zu erwarten.

Wenn wir uns jedoch eines Tages trauen das geschwisterliche Zusammenwirken von Mann und Frau zu fordern, dann könnte es vielleicht etwas werden mit der Gleichwertigkeit in unserer Gesellschaft.


Stephanie Ursula Marthastochter