Mittwoch, 13. Juli 2011

Das Rapunzelkomplott

... in dem Zeit - Artikel  "Der Rapunzelkomplex" geht es wieder einmal um Mütter und Töchter, Altfeminismus und "richtige" Emanzipation, nämlich der Emanzipation von der Mutter! Ich habe dazu einen Kommentar geschrieben, den ich hier auch beim Waschweib veröffentliche.



Rapunzelkomplott

Die junge Frau wird durch die alte Frau am wahren Leben gehindert!
- Das ist also die Aussage dieses neuen Rapunzelfilmes. Warum wundert es mich nicht, dass diese Devise durch einen Disneyfilm transportiert wird. Das Klischee hatten wir doch schon bei Dornröschen und der bösen Malefiz und bei den anderen neckischen Zeichentricksereien.
Denn statt Frauenbilder und Frauenbindungen endlich aus den konditionierten, tendenziösen Traditionen zu lösen, versteigen sich die Macher dieses Filmes von dem märchenüblichen Hexen- oder Böse-Fee-Bild schlicht zur gemeinen Mutter einer jungen Frau. Es geht um eine „destruktive Mutter-Tochter-Beziehung“, also angeblicher Alltag pur. Die Mutter als Feindbild, als Antagonistin, das ist neu im Rapunzelturm. Aber nicht neu in der Literatur und der öffentlicher Meinung. Im Original(märchen) allerdings wird Rapunzel durch den eigenen Vater einer "bösen" Zauberin überantwortet.
Ich bin nur verblüfft, dass immer noch sofort alle bereit sind, der Idee zu huldigen, die älter werdende Frau und Mutter, neidisch und machtgierig, gönnt der eigenen Tochter nicht die Entfaltung und Entdeckung des realen (männlich geprägten) Lebens und zwingt sie in eine „unterwürfige Tochterrolle“. Ich frage mich wer hier die „ideologischen Scheuklappen“ trägt vor denen Frau Weidenfeld warnt.
Ich finde es nahezu lächerlich, einer Frau Schwarzer die Macht zuschreiben zu wollen, unsere Töchter und Enkeltöchter an der Erfahrung mit der patriarchalen Komplexität hindern zu können. Spätestens seit ihrer Schulzeit steckt doch jede Frau mitten drin. Ich kann es jeder Mutter nachfühlen, welche gern die Tochter vor so manchen Auswüchsen der „Komplexität der Wirklichkeit“ bewahren möchte.