Wenn
ich mir die patriarchalen Mechanismen um mich herum so ansehe, kommt es
mir vor als fände ein großes Laborexperiment statt:
Was kann das durchschnittliche Einzelwesen Frau aushalten, bevor es seine biologische Grundaufgabe Die Fortpflanzung nicht mehr zu erfüllen vermag (oder bis die jeweilige Versuchsperson die experimentelle Zielsetzung durchschaut)?
Jedenfalls
ist es ein ehrgeiziges Projekt mit Langzeitwirkung. Die Voraussetzung
für die Durchführung des Experiments war die schrittweise Isolierung von
tausenden Probandinnen. In unseren Tagen scheint die Versuchsanordnung
ihren formidablen Höhepunkt gefunden zu haben – die einzelne erwachsene
Frau, losgelöst von jeder Herkunftsbindung, zieht ein oder auch mehrere
Kinder allein auf (das bedeutet auch, der ihr zur Seite gestellte
Laborassistent muss nicht immer anwesend sein).
Selbstredend wurden die Laborbedingungen, also das soziale Ökosystem,
dem jeweiligen Stand des Experiments immer wieder angepasst. So fällt
beispielsweise den meisten Probandinnen auch nicht auf, dass die freundlich angebotene
Fremdbetreuung des Nachwuchses ein latenter aber auch entscheidender Teil des
Separierungsprogrammes ist.
Um die Versuchspersonen am Denken, am Fühlen und eigenständigem Handeln
zu hindern, gab es im Laufe der Zeit verschiedene Schwierigkeitsstufen –
rohe oder versteckte Gewalt, verschiedene Arten der ideologischen
Einflussnahme (Religion, Philosophie, Psychotherapie sowie kulturell und
traditionell begründete Einschränkungen aller Art) und das Heranführen der
Versuchspersonen an eine gegenseitige Konditionierung im Sinne des
Experiments. Das Separieren der Frauen wurde zu manchen Zeiten
regelrecht zur Kunstform erhoben, mit lieblichen Worten beschworen und
in Büchern festgelegt. Heute ist die Zielsetzung des gegenseitigen femininen
Gehirnwaschprogramms so gut wie abgeschlossen und an der Ausarbeitung
der theoretischen Grundlagen des derzeitigen Levels sind vermehrt auch Frauen
beteiligt (beispielsweise derzeit Rosamunde Pilcher u.a.).
Wurde in früheren Zeiten den Probandinnen überwiegend nur ein
praktisches Agieren erlaubt und mit allen Mitteln unterbunden, dass sie
ihre Resilienz theoretisch einordnen konnten, wird heute eine gewisse
Selbstorganisation der Versuchspersonen von den Laborbetreiber als recht hilfreich angesehen. Diese Lockerung der Vorgaben dient in erster Linie zur Entlastung der Laborassistenten, denen ihre
komplizierte Aufgabe oft genug über den Kopf wächst. Denn immer wieder
werden Zwischenergebnisse dadurch gestört, dass manche Mitarbeiter ihr
exklusives Zusammensein mit der Versuchsperson als eigentlichen Zweck
des Unterfangens ansehen.
Neuste Untersuchungen haben bei der Laborleitung außerdem die Erkenntnis
zutage gefördert, dass im Langzeitversuch eine Probandin und ein
Assistent nicht wirklich zufriedenstellende Ergebnisse liefern – der
entstehende Nachwuchs stört die Konstellation, womit sich die
Versuchsanordnung ad absurdum führt.
Das eigentliche Problem ist jedoch, dass der natürliche Sinn im Dasein
einer Spezies, nicht einfach nur im Fortpflanzen, also Kinder in die
Welt setzen, gipfelt, sondern es dabei immer um das Gesamtpaket der
Arterhaltung geht, das vor allem durch die starke Mutter getragen wird.
Die patriarchalen Experimentatoren haben also einfach
den Sinn des Lebens von Anfang an falsch eingeschätzt und in ihrem Wahn alles zu sondieren, zu atomisieren und zu
analysieren ihr anspruchsvolles Ziel hinter die Stärke der Frau zu
kommen, irgendwie aus den Augen verloren und glauben nun, es wäre schon
immer ihre natürliche Aufgabe gewesen, die Frau (und ihre Abkömmlinge)
zu beaufsichtigen und zu kontrollieren. Wir können also getrost das Experiment als gescheitert getrachten...
.