Mittwoch, 11. August 2010

Jede Frau ist eine Hexe


... woher ich die Idee habe? Na aus dem Buch von A.& B. Pease „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“


"Die Rollenverteilung, die sich bei uns im Laufe der Evolution herausgebildet hat, hat Frauen und Männer mit den biologischen Fertigkeiten und Sinnen ausgestattet, die zum Überleben notwendig sind. Was man häufig als Hexerei, übernatürliche Kräfte oder weibliche Intuition bezeichnete, ... ... lässt sich in den meisten Fällen auf die besser entwickelten Sinnesorgane der Frau zurückführen. Hexen waren selten etwas anderes als ganz normale Frauen, die von Männern zum Tode verurteilt wurden, denen die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht einleuchten wollten."


In letzter Zeit stolpere ich wieder öfter über die Hexe. Also nicht wörtlich, höchstens über den Besen!


… um es kurz zu machen, es gibt kaum etwas, was ich über Hexen noch nicht gelesen oder gehört habe und natürlich kenne ich (persönlich) auch welche, beziehungsweise war selbst mal eine. War...?


Je jünger die Frauen sind, desto eher scheinen sie geneigt, sich dem Thema zuzuwenden oder sich als solche zu fühlen. Ältere Frauen, also älter als ich, so meine persönliche Erfahrung, wenden sich eher peinlich berührt ab. Aber wo kommen denn heute die Hexen her, wenn die älteren Mütter keine sein wollen?


Die Töchter der Hexen galten immer auch als Hexe! Hexe war frau von Geburt! Und diese Überzeugung ging zu einer Zeit um, da der Verdacht der Hexerei schlimmer und gefährlicher für die Betroffenen war, als wenn einem heute Terrorismus nachgesagt würde.


Das war damals vorherrschendes Denken -  die Tochter
beerbte die Mutter und in der Zeit ihres Heranwachsens, lernte sie alle Künste von ihr. Und seit Jahrtausenden taten Töchter auch gut daran von den Müttern zu lernen. Um selbst zu Überleben und um dann die Ihren zu erhalten. Doch irgendwann kam der Moment und nicht erst zur Zeit der Hexenjagden, da wurde es ratsam, dass die Töchter sich eher von der Mutter oder Großmutter distanzierten. Es war sicherer sich eines männlichen Beschützers zu versichern, als auf die entmachtete Weiblichkeit zu vertrauen.

Als „die Hexe“ ins Fadenkreuz ihrer Verfolger geriet, gab es die Hexe, wie sie uns inzwischen geläufig ist, eigentlich so gar nicht. Es wurde ein vorhandener Begriff mit neuen Inhalten gefüllt und mit den modernsten Kommunikationsmitteln, herum ziehende Mönche und dem gerade erfundenen Buchdruck, verbreitet. Es wurde gewissermaßen ein Label geschaffen, für all die unliebsamen Weiber, die nicht ins christliche Idealbild passten. Und wie auch in der heutigen Werbung, wurde ein Wort benutzt oder gebräuchlich gemacht, das schon bekannt war, einfach, kurz und knapp und durch das X in der Mitte besonders einprägsam. Was eine Hexe ist, wurde von ihren Verfolgern definiert. (siehe Hexenhammer)


Doch es kam die Zeit, da wurde die „Hexe“ rehabilitiert. Und sogleich auch nach einer rückwirkenden positive Deutung gesucht. Diese Hagezussa – Erklärung, hängt mir ehrlich gesagt ein wenig zum Hals heraus. Die hat irgend wann mal ein …. Ethnologe? Sprachwissenschaftler?… in die Welt gesetzt und alle haben erleichtert diese Vorstellung übernommen. Spirituell tätigen Frauen gab es in den frühen Zeiten als verschiedenen Berufsbildern und die Bezeichnung Hexe wurde jetzt so zu eine Art Sammelbegriff. All das, was in der vorchristlichen Zeit einfach zum Alltag der Menschen dazu gehörte und was durch Missionierung, Gewalt und Gehirnwäsche von der Kanzel, aus dem aktuellen Gedächtnis ausgelöscht war, musste nun mit der inzwischen verkrüppelten Sicht auf die Frau wieder mit ihr in Einklang gebracht werden.


Denn dieses, die Seite wechseln, durch die Hecke gehen, auf der anderen Seite des Spiegels der Brunnenoberflüche eine verborgene Welt erkunden, das haben Frauen schon immer gemacht.

Trotzdem, die Zaunreiterin, was für ein blödes Bild. Ich bin mir nicht sicher ob diese Definition aus einem weiblichem Sein kommt, habt ihr schon mal auf einem Zaun gesessen? Auch die besenreitende und dabei boshaft kreischende, durch die Luft jagende Hexe ist für mich eher eine männliche Vorstellung.


Andererseits kann ich mir jedoch durchaus ein Haufen übermütiger Frau vorstellen, die fröhlich mit ihren Besen durch Haus und Hof tanzen und wie auf einem Steckenpferd auch darauf reiten. Bestimmt lustig lustvoll...


Für die Baba Jaga ist eher die Ofengabel überliefert oder sie brauste in einem Mörser (Kessel) durch die Lüfte des wilden (Märchen) Waldes. Die Hexen(frau) hatte ihren Haushaltskram immer dabei, es waren einst ihre angesehenen Attribute. Heute ist es fast schon diskriminierend, wenn Frau mit typischen Haushaltsgegenständen dargestellt wird. (aber das Fass mache ich jetzt nicht auch noch auf)


Aus der alltäglichen Frau, die hexen konnte, wurde also die
Hexe „erschaffen“ und sie ward von Anbeginn in den Augen ihrer Gegner schändlich, irrgläubig und mit dem Teufel im Bunde. Einem Teufel, der in dieser gängigen Form auch gerade erst erfunden worden war!

Die Neuen Hexen des letzten Jahrhunderts, hervorgegangen wie Phönix aus der Asche der Scheiterhaufen, versöhnen uns jedoch mit dem begangenen, unvorstellbaren Unrecht und geben der „bösen“ Hexe von einst ein neues Image. So dass sich heute kaum noch eine vorstellen kann, dass es vor fünfhundert Jahren und davor die „gute“ Hexe gar nicht gab.
 

In diesem Sinne also: lasst uns die Vergangenheit heraufbeschwören, das Heute wandeln und das gute Morgen herbei hexen! 
 

6 Kommentare:

birgit hat gesagt…

das war es dass zu viele auf den männlichen beschützer vertrauten
muss in der zeit eine kollektive verwirrtheit gewesen sein da der beschützer später oft zum bedroher mutiert
das zaunreiten ja das ist eine männliche vorstellung dass wir gern auf zäunen reiten
da überschätzt sich das männchen gern masslos giggle
ich halte es da mit luisa francia
ein magisches leben
hinter das gewebe der welt schauen
und eigenverantwortlich mein leben gestalten und wandeln
das klingt jetzt sehr vollmundig *fg*
ich arbeite da dran
lg birgit

Stephanie hat gesagt…

...da hast schon recht, der Beschützer war nicht wirklich ein solcher, sondern lange nur der Besitzer, der auf sein Eigentum acht gab...

ich halte es auch mit Francia - Magie ist kommunikation mit der Natur, mit allem was uns umgibt...

Gruß Stephanie

Anonym hat gesagt…

Hmm, ich bezeichne mich als Hexe, für mich ist es nicht nur eine spirituelle, sondern eine zutiefst politische Aussage. Das war mir immer wichtig. Steht übrigens sogar in meiner Heiratsurkunde. Was sehr lustig war, denn die Standesbeamtin wollte es nicht eintragen. Tat es erst als ich drauf bestand, und sie sich rückversichert hatte das dieses ein Beruf sei. Ich achte sehr darauf das meine Berufung an behördlicher Stelle korrekt angegeben ist. Also Künstlerin und Hexe, weil ich will das diese Berufsbezeichnung in offiziellen Unterlagen auftaucht, als Signal das Inquisation, patriachale Strukturen und Kirche uns nicht wegkriegen. Wir sind da!
Alles Liebe Karin

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Las ich das eben richtig? Du "warst" eine Hexe?

Das Wort "Zaunreiterin" verstehe ich so: Der imaginäre Zaun zwischen den Welten, die Linie, die keine ist, nirgendwo und überall, auf der reitet das wilde Weib in andere Ebenen, die Geisterwelt.
Man könnte auch "Schleierdurchtreterin" sagen....lach,...klingt aber nicht so gut...

Als Hexe, Schamanin, Voodoopristerin,...und überhaupt....bin ich auch der ständigen Wandlung unterlegen, so wie alles andere auch. Das heißt, auch meine Deffinitionen können sich ändern, Einiges, was ich nicht mehr gut finde, laß´ich weg, Neues kommt dazu,....warum nicht annehmen, weil....es nicht so deffiniert wurde?
Was soll´s, ich deffiniere es neu,....für mich, und lebe es, so, wie ich´s für richtig halte.

Ist es nicht genau DAS,was und auch zur Hexe und freien Frau macht?
Jede nach ihrer Fasson.
Ich möchte einfach nur sein dürfen wie ich bin....so wie wir alle.
Liebe Grüße
Rosi

Stephanie hat gesagt…

Hallo ihr Lieben

... jede nach ihrer Fasson, aber dieses Privileg haben uns auch die als Hexen ermordeten Frauen erworben. Es war ein langer Weg, bis eine Frau den Beruf Hexe in ihre Heiratsurkunde eintragen lassen konnte. Denken wir einfach darüber nach, was uns wirklich frei sein lässt...

liebe Rosi, ich weiß (siehe oben) was es mit der Zaunreiterin auf sich hat, trotzdem wird für meinen Geschmack der Begriff überstrapaziert und manchmal die wirklichen Hexenursprünge ein wenig aus den Augen verloren.

Hexe sein und als Hexe praktizieren ist nicht immer das gleiche...

hexische Grüße Stephanie

Grey Owl Calluna hat gesagt…

"Frei sein",....ist auch so ein Begriff....kann frau deffinieren und wenden, für sich, für andere, auf dieser und jener Ebene......da bin ich mir auch noch nicht so im Klaren drüber.
Sind wir wirklich frei?
Im Moment stehe ich auf dem Standpunkt, dass wir es im Geiste sind. Aber selbst da spielt so viel rein......und vielleicht komme ich da nie wirklich auf einen zufriedenstellenden Punkt....
Wer weiß....
Vielleicht muss ja auch nicht immer alles haarklein deffiniert, zerlegt, diskutiert werden....
Worte bringen auch oft Mißverständnisse, weil Du etwas anderes darunter verstehst als zum Beispiel ich.....oder noch jemand anders....

Ganz liebe Grüße
Rosi