Sonntag, 31. Oktober 2010

Ende und Beginn


Das Neujahrsfest des Mondjahres

Samhain - Halloween - AllHallowsEve - Allerseelen/Allerheiligen - Dunkelmond


In allen Läden geben sich Geister, Kürbisse und Hexen, Gruselspinnen und Vampire die Ehre, in der Hoffnung allen Konsumenten und besonders den Kindern ein schauriges Halloween bereiten zu können. Und inzwischen machen fast alle mit..., ein großer Spaß für die Kinder.


Doch gibt
es auch Ausnahmen? Leute, denen das alles zu blöd ist oder die sich ohnehin vom irrationalen Geisterglauben distanzieren? Oder es gibt jene, die in aller Ernsthaftigkeit Samhain begehen, das Fest unserer AhnInnen feiern?

Die Christen bringen Kerzen auf den Friedhof, schmücken die Gräber und gedenken der Toten. Jede Religion hat ihre Art der Ahnenverehrung und alle Riten gehen auf uralte Überlieferungen zurück.
Aber Samhain ist mehr, als nur ein Totengedenken.

In alten Zeiten, als das Mondjahr die Zeit zählte, war es Jahresabschluss und Neujahrsfest zugleich, das in vielen Teilen Europas und über Jahrhunderte hinweg begangen wurde. In der Dunkelheit wurde der Beginn des neuen Jahres verehrt, wie auch der Beginn des Tages im Abend gesehen wurde.

Es ist eine besondere Zeit, wenn der Sommer zu Ende geht und das Dunkel sichtbar zu nimmt. Die Natur zieht sich zurück. Die Sterberate nimmt zu. Was in den nächsten Wochen den härter werdenden Bedingungen trotzt, wird weiter leben. Die Zugvögel ziehen vom Norden zu uns oder weiter in den Süden, Tiere halten ihren Winterschlaf. In der Natur wird nichts mehr geerntet, die Kräuter und Pflanzen gehören jetzt den Pucken.


Die Länder nördlich der Alpen erlebten den Herbst und Winter als die Zeit des Rückzugs und der Besinnlichkeit und nach den Raunächten als Rüstzeit für das beginnende Frühjahr. Und in diesem Sinne sind die Feste nicht nur einmalige Ereignisse an einem Feiertag. Sie bestimmen ebenso den Geist der voran gegangenen oder folgenden Zeiträume. Die dazu gehörigen Vorbereitungen, wie Fastenzeiten oder die Herstellung von besonderen Speisen, geschahen in der mit den Festen verbundenen Intention. Bis die Veränderungen der Natur, der Sonnen- oder Mondstand den nächsten Abschnitt des Jahres anzeigten.


Die oft bedrückende oder geheimnisvolle Stimmung, die von Lichtlosigkeit und Herbststürme hervorgerufen wird, ist auch für uns heute spürbar. Die Schleier zwischen den Welten sind dünn. Die Zeit des Samhain, des Sommerendes, lässt uns viel mehr erahnen, als die sonstige alltägliche Normalität.


Heute verstehen viele unter ahnen, etwas nicht genau wissen. Das Ahnen, ist aber im Gegenteil die Gewissheit. Ein Wissen, das schon immer da war und immer sein wird, weitergegeben von der Mutter zur Tochter, vom Vater zum Sohn. Unsere Ahnen lebten mit der Natur und der natürlichen Magie. Und das Unerklärliche, war nicht unbedingt Schreckgespenst oder unabwendbares Böses, wie es heute oft dargestellt wird. Vielleicht lebten die Menschen einst so im Einklang mit der Natur, dass das Unerklärbare keine Rolle spielte, weil es, wie die Menschen ein selbstverständlicher Teil ihrer Umwelt waren. Und alles erklären zu wollen ist auch ein wenig die Manie unserer Zeit. Die Menschen lebten seit Jahrtausenden in und mit der Natur, vielleicht gab es für sie weniger Ängste und diffuse Bedrohungen, als für uns heute.


Samhain! Die Menschen rückten in dieser beginnenden Jahreszeit enger zusammen. Es wurden Geschichten erzählt, Geschichte weitergereicht von Generation zu Generation. Die alten Erfahrungen weitergegeben und neue hinzugefügt. Derer gedacht, die nicht mehr in der Mitte der Gemeinschaft weilten. Wünsche für das kommende Jahr ausgeschickt. Das Lozen, Weissagen gehörte dazu, aber auch die Maßnahmen um Unheil abzuwenden. Und das hat nichts mit dem modernen Begriff des sogenannten Bösen zutun.


Vorschau und Rückschau, Verinnerlichung und die Wahrnehmung fließen lassen, auch außerhalb der erfahrbaren Welt. Eine Be - Sinn - lichkeit, die heute in unserem Alltag kaum zu finden ist, auch an den (modern) gestalteten Festtagen nicht.


Die Begegnung mit der Anderswelt ist für uns keine Selbstverständlichkeit mehr und statt dem Kleinen Volk, mischen sich die Kinder, als Dämonen und Gespenster verkleidet, unter die Menschen. Oder - sind es doch die Feen und Geister, die in dieser Nacht umgehen? Müssen wir nur wieder richtig hinsehen und hinhören? Aber keine Angst, Geister sind nur Gäste in unserer Welt.


AhnInnengedenken, ein Moment der Ruhe, eine kleine Meditation – es ist leicht Zugang zu einem Fest finden, das bis in ferne Zeiten zurück reicht. Wir können mit den Kindern über die AhnInnen sprechen. Zuvor mit ihnen Kerzen und Dekoration vorbereiten und statt Gruselgeschichten, erzählen wir
, was wir noch von früher wissen. Keine Zitate aus Büchern, sondern eigene, erlebte Geschichte. Der eventuelle Gang zum Friedhof sollte nicht die einzige Erfahrung in der Familie bleiben. Und wenn frau zufällig in Thüringen geboren wurde, dann ist dieser Tag auch eine gute Gelegenheit sich Frau Holle zuzuwenden. Eine besondere Kerze anzuzünden oder Hirsebrei für die Familie zu kochen.

Zitate aus „
Frau Holle, die gestürzte Göttin“ von Sonja Rüttner-Cova :

„....in Mitteldeutschland* ist die Göttin mehr als Holla überliefert...“


(* Harz, Thüringen, Rhön und Hessen – Anmerkung Stephanie)

„Nach dem Glauben der Germanen besitzt jede Frau die Gabe der Prophetie. Diese allgemeine Begabung macht sie zur Vertreterin, zur Priesterin der Göttin und drückt sich auch im Wort Frau aus.....Ursprünglich bedeutet Frau soviel wie milde, frohe und gnädige Herrin, alles Eigenschaften, die der Göttin innewohnen...“

 
„Zum Hauswesen, dem die Frau vorstand, gehörte auch die Pflege des Hausgeistes, der Hausgottheiten, die in den Alltag einbezogen waren. Jede Handlung geschah in enger Verbindung mit der Göttin....“

Wenden wir uns also den Festen froh und ernsthaft zu. Und ein ausgehöhlter Kürbis mit einem Licht gehört bestimmt unverzichtbar zu einer gelungenen Halloweenfeier, denn das Licht schlägt eine Brücke in die Vergangenheit, an die wir uns nur zu erinnern brauchen und in die Zukunft, die wir für unsere Kinder gestalten werden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für diesen Beitrag. :-)
Je älter ich werde um so mehr weiß ich die dunkle Jahreszeit zu schätzen. Diese Zeit zwischen Samhain und den Rauhnächten, die ich auch dieses Jahr wieder begehen werde, und die für mich dann auch das Auftauchen aus der Dunkelheit symbolisieren.
Alles Liebe Karin